Das Interview führte für findusinterpres.com: Ulrich Dressel, Übersetzer in Brasilien
Ulrich Dressel (UD): Jan Gossmann, Sie sind Inhaber des Wörterbuchs
http://transdept.de online für das Sprachpaar Deutsch-Portugiesisch. Wie kam es zu diesem Wörterbuch? Was ist das für ein Wörterbuch?
Jan Goßmann von TransDEPT (JG): Alles begann im Januar 2007 während meines ersten Besuchs in Brasilien. Ich suchte für mein Handy ein Wörterbuch, fand aber nichts adäquates. Für mich war es ein spannender Gedanke, einmal selber für ein Mobilfunkgerät ein Programm zu entwickeln, also legte ich los. Den Stammwortschatz bereitete ich dabei aus freien Quellen auf. Als das Programm in der ersten Version fertig war, wollte ich natürlich diese auch anderen Nutzern zugänglich machen: ich benötigte eine Webplattform, die den Download erlaubte. Und da mir die im Internet vorhandenen Onlinewörterbücher in keinster Weise gefielen, startete ich gleich mein eigenes!
UD: Sind sie Deutscher? Haben Sie einen portugiesischsprachigen Mitarbeiter?
JG: Bin ich! Und ohne meine jetzige Ehefrau Gina aus Fortaleza wäre das Projekt nie möglich gewesen. Ich hätte wohl aber auch sonst nicht angefangen, Portugiesisch zu lernen…
UD: Worin bestehen die Herausforderungen an Technik und Qualität eines Vorhabens solcher Art?
JG: Außer der schon oben genannten Herausforderung der Handyprogrammierung, wollte ich ein Wörterbuch schaffen, das sich voll auf Übersetzungen in die portugiesische bzw. deutsche Sprache konzentriert. Daraus ergeben sich große Vorteile sowohl im Einsatz der Programmiertechnik, aber auch in der inhaltlichen Qualität des Wörterbuchs.
UD: Wie ist das Verhältnis von brasilianischem und portugiesischem Portugiesisch bei TransDEPT? Wie wird damit umgegangen?
JG: Es gibt ein leichtes Übergewicht zugunsten des Portugiesisch aus Brasilien, da noch die meisten Nutzer, die an diesem Projekt mitarbeiten (wie ich selber), aus einer brasilianisch-deutschen „Interessenlage“ handeln. Ferner haben uns besonders Webseiten aus diesem Umfeld unterstützt und TransDEPT so groß gemacht. ABER: Wir sind dabei auch immer mehr portugiesischsprachige aus Portugal ins Boot zu holen und das ist uns auch in den letzten Monaten erfolgreich gelungen. Unser Ziel ist auf jeden Fall eine gleichberechtigte Stellung!
UD: Wieviel Übersetzungen enthält TransDEPT? Wie sehen seine Zuwachszahlen aus?
JG: Wir sind jetzt bei ca. 116 000 Einträgen, doch täglich werden es mehr – dank unserer freiwilligen Helfer.
UD: Auf welche Art wird das Wörterbuch erweitert? Wer arbeitet daran mit?
JG: Jeder Nutzer, der sich bei TransDEPT (natürlich kostenfrei) angemeldet hat, kann Einträge hinzufügen oder auch ändern. Um dabei maximale Qualität zu gewährleisten werden diese Neuerungen noch nicht sofort ins Wörterbuch übernommen. In dem sogenannten „Editor“ können alle anderen (auch unangemeldeten) Nutzer die Änderungswünsche einsehen und diese kommentieren bzw. für oder gegen diese abstimmen. Ist das Resultat daraus positiv, dann werden die Änderungen letztlich ins Wörterbuch übertragen.
UD: Worin besteht das Ziel dieses Projekts? Wohin möchte TransDEPT gelangen?
JG: Wir sind bereits eine zentrale Anlaufstelle für deutsch-portugiesische Übersetzungen im Internet geworden. Wir wollen dabei qualitativ wie quantitativ besser sein als alle anderen Onlinewörterbücher. Wir sind dabei auf einem sehr guten Weg!
UD: Welche Stellung hat TransDEPT innerhalb der anderen online-Wörterbücher für das Sprachenpaar deutsch-portugiesische? Gibt es andere? Worin unterscheiden sie sich?
JG:: Sicherlich gibt es andere. Auf manchen kann man sich sogar Klingonisch-Deutsch übersetzen lassen (kein Scherz!). Im Ernst: genau hier spielen wir unseren Vorteil voll aus: wir wollen keine anderen Sprachkombinationen bei uns aufnehmen, deswegen können wir dieses doch uns sehr sympathische bilinguale Menükonzept verwenden. Das erzeugt Verbundenheit! Ferner können wir viel besser auf deutsch-portugiesische Details eingehen, als herkömmliche Multi-linguale Wörterbücher. Denken Sie an unsere Möglichkeit, konjugierte Verbformen automatisch zu identifizieren und dadurch auf den Infinitiv zu schließen. Dies ist eine tolle Hilfe gerade für Lernanfänger und eine Funktion, die mir von keinem anderen Wörterbuch bekannt wäre! Ferner nehmen einige Onlinewörterbucher ungeprüft alle neuen Wörterbucheinträge Ihrer Nutzer auf, eine sichtbare Katastrophe für die Qualität! Und zu guter letzt: Der gesamte Wortschatz unseres Onlinewörterbuchs ist auch immer in TransDEPTmobil verfügbar, dem Programm für das Handy. Eine schöne Sache, wenn man unterwegs schnell etwas übersetzen will. Netzzugang benötigt man dafür übrigens nicht, funktioniert also auch im Funkloch und man hat keine Verbindungskosten! Ich jedenfalls bin bei der Suche nach Begriffen mit dem Handy schneller als beim Blättern in einem schweren Buch! Das ist eben unsere Philosophie: TransDEPT ist stets dabei!
UD:: Wie empfinden Sie die portugiesischen Sprache als Deutscher? Fällt es Deutschen leicht, sie zu erlernen?
JG:: Nun ja, ich kann nur für mich sprechen, wie es mir ergeht. Das Lesen des Portugiesischen funktioniert bei mir sehr gut. Ich hatte in der Schule Englisch, Französisch und Latein, so dass man doch sehr viele Wörter erkennt und kennt. Schwieriger fällt mir hingegen das Konjugieren von Verben während eines Gesprächs, so dass ich gerne einmal nur die elementaren Zeiten verwende. Es muss ja schnell gehen, langes Nachdenken ist nicht möglich!
UD:: Herr Gossmann, ich danke Ihnen für das Interview.
JG:: Hat mich ebenso gefreut!